LinkedIn folgen

Frans Ruigrok: ein geborener Unternehmer mit revolutionären Ideen

Mit nur knapp tausend Gulden an Ersparnissen, ohne Material und ohne Kunden, wohl aber mit felsenfestem Vertrauen gründete Frans Ruigrok 1952 das heutige Heras-Unternehmen. In einer Reihe von Artikeln wird die reiche Geschichte unseres Unternehmens beleuchtet. Wir blicken auf eine besondere Zeit zurück, in der Pioniergeist und Innovationskraft im Mittelpunkt standen. In diesem ersten Teil nehmen wir den Leser mit in die Kattenstraat (Katzenstraße) in Eindhoven, wo seinerzeit alles seinen Anfang nahm.

Ein Kämpfer war er, der felsenfest an die eigenen Fähigkeiten glaubte und ein fast in Stein gemeißeltes Vertrauen in die Zukunft sowie einen hundertprozentig sicheren Instinkt hatte. Das typisiert Frans Ruigrok, der am 1. April 1952 das Unternehmen Hekwerk Industrie Eindhoven, das spätere Heras, gründete. Mit knapp 23 Jahren, gerade aus dem Militärdienst entlassen und ohne Abschluss startet er in Garagen in der Kattenstraat in Eindhoven seine Firma. Es ist keine leichte Zeit, denn mit ihm versuchen viele, einen Betrieb zum Laufen zu bringen. Und nur wenige haben dabei Erfolg. Ruigrok ist fest entschlossen, sein Unternehmen zum Erfolg zu führen.

Träume von Zäunen

Schon als junger Mann trägt sich Ruigrok mit der Idee, Zäune zu standardisieren. Seine Idee lautet: Einen Zaun fertigt man so, wie man auch Nähmaschinen herstellt. Von sehr gefragten Modellen baut man einen Lagerbestand auf. Und warum dann keine Fabrik gründen und die Zäune von Fachleuten aufstellen lassen? Ruigrok ist der Ansicht, dass man für jeden Standardzaun im Voraus berechnen kann, wie viel Material und wie viel Maschinen- und Montagezeit benötigt werden, um das Produkt schlüsselfertig zu übergeben. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf gründet er 1952 sein Unternehmen.

Sparsame Zeit

Trotz seiner revolutionären Ideen können die frühen Jahre vor allem als primitiv bezeichnet werden. Geld ist knapp. Steht ein Kundenbesuch an? Dann kommt eine Zigarre in die Hülle. Die ist dann für die Geschäftsbeziehung. Der Ofen wird mit Holzabfällen von Seerden befeuert, von dem er die Garagen mietet. Die Tochter von Seerden, die damals 17-jährige Nellie Seerden, spätere van der Linden, führt für Ruigrok ohne Bezahlung unterstützende Tätigkeiten aus. Ihr erstes Einkommen ist eine Einladung von Ruigrok zu einer Aufführung der Oper La Traviata in Eindhoven. Herr Ruigrok ist ihrer Ansicht nach ein schöner und netter Mann. Und „Herr Ruigrok“ hat sie immer zu ihm gesagt, denn seinen Arbeitgeber sprach man seinerzeit nicht mit dem Vornamen an.

Gebrauchtes Werkzeug

Philips ist der erste Kunde von Hekwerk Industrie Eindhoven. Der Vater von Ruigrok, der in der gleichen Branche wie sein Sohn tätig ist, arbeitet an Zäunen für Philips und beschäftigt dort ein Mitarbeiterteam. Für ihn ist es kein Problem, als sein Sohn versucht, diesen Kunden zu übernehmen. Das ist zunächst gegen den Willen von Philips, gelingt jedoch dank der Vermittlung von Vorarbeiter Jan van der Wielen letztendlich. Der Außendienstmitarbeiter Marinus van de Boogaard war einer der neuen Mitarbeiter von Ruigrok. „Von der Philips-Werkstatt gingen wir zurück in die Kattenstraat, und da gab es nichts“, erinnert sich van de Boogaard. „Ja, ein paar gebrauchte Werkzeuge, die bei einem Schmied für wenig Geld gekauft worden waren. Und dann gab es noch einen Handwagen, mit dem das Material zum Kunden transportiert wurde.“ Zu einem Auftrag in Valkenswaard beispielsweise fahren sie mit drei Fahrrädern, wobei sie den Handwagen abwechselnd ziehen. Allein der Transport kostet in der Zeit einen ganzen Tag.

Improvisation mit Material

Um das Material, mit dem das erste Team arbeitet, ist es schlecht bestellt. Die Männer müssen ziemlich viel improvisieren. Maschendraht, Profileisen und Eisenstangen wurden extrem primitiv verarbeitet. Die Eisenstangen wurden mit der Sägemaschine eines Holzverarbeitungsbetriebs auf Maß geschnitten – aus heutiger Sicht betrachtet eine lebensgefährliche Aufgabe. Eine für 1.400 Gulden angeschaffte gebrauchte Exzenterpresse ist eine Riesenerleichtertung. Die Stärke der Presse ergibt sich aus dem Gewicht des Schwungrades. Keuchend und langsam kommt das Rad auf Touren, wonach der Meißel mit einem gewaltigen Schlag einen Eisenstab durchtrennt. Von diesem Zeitpunkt an werden die Gitterstäbe, Pfosten, Pilaster und andere Teile eines Zaunes auf die gewünschte Länge geschnitten oder gesägt. Noch immer aber stehen die Kunden nicht Schlange. Warteschlange. Ruigrok muss sich etwas einfallen lassen.